Journal für ergotherapeutische Forschung und Lehre (JEFL) 1: 2000


Literatursuche und Wissensbeschaffung. Ein Tutorial.

 

Udo Häusler

Deutsches Primatenzentrum, Kellnerweg 4, 37077 Göttingen

 


 

Inhalt

 

1. Einleitung

2. Wissenschaftliche Literatur

Bibliografische Daten

Aufbau Wissenschaftlicher Literatur

3. Literatursuche

Übersicht Verschaffen !

Der Weg der Literatursuche: Vor und Zurück

Rückwärtssuche

Stichwortsuche

Vorwärtssuche

Randbereiche, altes und andere Fachgebiete

4. Datenbankrecherche

Suchfunktionen?

Wichtig

Medline Suchfunktionen

Einfache Suche über die automatische Begriffszuordnung

Explizite Suchstrategien

5. Internetsuchdienste

6. Literaturbeschaffung

7. Die Arbeit ist da! Was nun?

Anhang                                    

Literatur

 


Zusammenfassung:

Dieser Artikel bietet eine Einführung in Wege und Strategien der Literatursuche für Ergotherapeuten und andere Gesundheitsberufe. Die Struktur wissenschaftlicher Literatur wird erläutert. Es werden die verschiedenen Schritte gezeigt, mit denen von einem allgemeinen Lehrbuch zu den aktuellen Fragestellungen spezieller Fachbereiche vorgedrungen werden kann. Es wird eine Einführung in die gezielte Literaturrecherche in medizinischen Datenbanken (medline), den OPACS der deutschen Bibliotheken und im Internet gegeben. Der letzte Teil wird schließlich von der Frage geleitet: "Wie bekomme ich die Texte auf meinen Schreibtisch".

 

Stichworte: Literatur, Datenbanken, Internet, Methoden, Tutorial

 

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1. Einleitung

 

Ergotherapie versucht in zunehmendem Maße sich eigene wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen. Dabei muss sie neben spezifisch ergotherapeutischem (Handlungs-)Wissen die oft umfangreiche Wissensbasis der Nachbargebiete (Wissenschaften) erarbeiten und gezielt nutzen können.

Die wichtigste „Methode“ sich dieses Wissen anzueignen, besteht in Literatursuche und –studium. Veröffentlichen und Lesen stellen den diskursiven Prozess dar, der die Wissenschaft dazu befähigt, nachvollziehbares und damit allgemein nutzbares Wissen zu "generieren".

Auch wer bereits detaillierte Kenntnisse auf seinem Gebiet besitzt, wird sich weiterentwickeln und durch / über seine Arbeit neue Kenntnisse und Erkenntnisse sammeln. Die Funktion wissenschaftlicher Literatur ist es, diesen (Wissens)"Gewinn" nachvollziehbar weiter zu vermitteln. Wer sich weiterbilden will, oder sich dafür interessiert, was seine Kollegen an anderen Institutionen, aus anderen Ländern an Wissen, Erkenntnis hinzu- "gewonnen" haben, oder mit welchen Ideen sie sich beschäftigen, muss stets Literatur weiterverfolgen.

Ergotherapeuten betreiben Wissensvermittlung allerdings nur in geringem Umfang über Literatur. Eine weitaus wichtigere Rolle, insbesondere in der Fortbildung spielen Seminare, in denen meist über persönliche Anleitung und eigene Beobachtung von Beispielen Wissen vermittelt wird. Hieraus hat sich eine umfangreiche (Fortbildungs-) Seminarkultur entwickelt. Die Teilname am Seminar ist im Extremfall erst Voraussetzung für die Anerkennung von Wissen und Fähigkeiten. So wichtig persönliche Anleitung für die Entwicklung von Fähigkeiten ist, so schwer ist das auf diese Weise erworbene Wissen diskutierbar, da es vor allem intuitiv (implizit) vorliegt, und dritten (z.B. Versicherungsträgern) nur schwer direkt vermittelbar ist.

Dieser Artikel will daher versuchen für Ergotherapeuten Wege und Strategien der Literatursuche und -arbeit aufzuzeigen, die für Einarbeitung in neue und die Vertiefung bekannter Wissensgebiete nutzbar gemacht werden können. Nicht zuletzt sollen sie auch Schülern und Studenten der Ergotherapie eine Einführung in die Literaturarbeit bieten.

Zum Beispiel bei der Suche nach Arbeiten,

zu Grundlagen der neuronalen Plastizität

die ein geeignetes Assessment - Verfahren für die Bewertung von Behandlungserfolgen etwa bei Schädelhirn - Trauma beschreiben.

 

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2. Wissenschaftliche Literatur

 

 

2.1 Bibliografische Daten

 

Um Literatur öffentlich verfügbar zu machen, muss sie eindeutig identifizierbar sein. Hierzu dienen die bibliografischen Daten. Dies ist zunächst einmal der Titel eines Aufsatzes oder Buches. Dann der Autor, der ihn verfasst hat und das Erscheinungsjahr.

Falls es sich um ein Buch handelt, sollte noch der Name des Verlages und der Erscheinungsort angegeben werden. Bücher werden darüber hinaus über die sogenannte Internationale Standard Buch Nummer (ISBN), Zeitschriften über die Internationale Standard Schrift Nummer (ISSN) eindeutig gekennzeichnet. Die Nummern zeigen weiter an, dass die Bücher oder Zeitschriften bei den Nationalen Bibliotheken der jeweiligen Erscheinungsländer registriert und zugänglich sind. Die Nummern tauchen in Literaturlisten von Veröffentlichungen jedoch meist nicht auf. Sie dienen vor allem dem Buchhandel bei Bestellungen und können dort oder in den Datenbanken der Deutschen Bibliothek Frankfurt ermittelt werden (für in Deutschland herausgegebene Bücher).

 

z. B.

Scheiber, I., 1995, Ergotherapie in der Psychiatrie. Stam Verlag, Köln.

Scheepers, C. Steding-Albrecht, U. und P. Jehn, (Herausgeber), 1999, Ergotherapie. Vom Behandeln zum Handeln. Lehrbuch für die theoretische und praktische Ausbildung. Thieme Verlag, Stuttgart.

 

Bei Aufsätzen wird neben Titel, Autor und Erscheinungsjahr die Zeitschrift, in der er erschienen ist, angegeben, sowie der Band der Zeitschrift und die Seitenzahlen des Artikels.

 

z. B.

Carlson, M., Fanchiang, S.-P., Zemke, R. und F. Clark, 1996, A meta - analysis of the effectiveness of occupational therapy for older persons. American Journal of Occupational Therapy, 50(2), S. 89-98.

 

Bei Aufsätzen aus Büchern wird zusätzlich der Titel des Buches, der Herausgeber, sowie der Verlag mit Erscheinungsort angegeben.

 

z. B.

Heimpel, H., Lüftner, D. und F. Porzsolt, 1999, Die Analyse klinischer Entscheidungen. S. 53 -84. In: Fischer, M.R. und W. Bartens (Hrsg.), 1999, Zwischen Erfahrung und Beweis. Medizinische Entscheidungen und Evidence - based Medicine. Verlag Hans Huber, Göttingen

 

Bei Literaturangaben, die sich auf Internetseiten beziehen gibt es noch keine vereinheitlichte Art solche Quellen zu zitieren. Es muß jedoch auf jeden Fall die URL (Unified Resource Locator) der Internetseite angegeben werden. Auf Grund der schnellen Veränderungen im Internet sollten

z. B. National Center of Biomedical Information, (NCBI). 2000, PubMed Help, Pub Med Overview URL: [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrz/query/static/help/pmhelp.html] (Stand 3.4.2000)

Falls die URL länger als eine Zeile ist, muß die Trennung vor oder hinter einem "/" erfolgen um eindeutig zu bleiben und es dürfen keine zusätzlichen Trennzeichen eingeführt werden.

 

 

2.2 Aufbau wissenschaftlicher Literatur

 

Wie oben beschrieben hat wissenschaftliche Literatur den Zweck Wissen zu vermitteln und die Wissensvermittlung zu vereinfachen. Sie kann sich daher nur auf Nachprüfbares stützen, und muss das was sie vermitteln will auf eine Weise beschreiben, die für jeden Leser nachprüfbar und mit anderen Arbeiten vergleichbar ist. Es haben sich dazu verschiedene charakteristische Typen von Arbeiten entwickelt mit einer jeweils weitgehend einheitlichen Struktur.

 

a. Empirische Arbeiten

Empirische Arbeiten widmen sich einzelnen klar umrissenen Fragen, die sie zu beantworten suchen. Dies kann die Frage nach der Wirksamkeit einer Therapie bei einem bestimmten Krankheitszustand sein, dies kann aber auch die Frage nach dem Aufbau einer bestimmten Struktur sein

Case-Smith, J. et al., 1998, Fine motor and functional performance outcomes in preschool children. American Journal of Occupational Therapy 52(10) S. 788-796.

 

b. Einzelfall - Beschreibungen/ Fallanalysen (Case reports)

Fallanalysen sind in der medizinischen Literatur vor allem üblich, wenn es darum geht ungewöhnliche klinische Fälle und ihre Behandlung zu beschreiben, die zu selten auftauchen, als dass einzelne Beobachter statistische Untersuchungen dazu machen könnten. Hierbei wird vor allem eine detaillierte, möglichst vollständige Beschreibung der Krankengeschichte, Symptome, Diagnose und der Behandlung sowie des anschließenden Verlaufes erwartet. Hierdurch wird die Möglichkeit eröffnet, Zusammenhänge mit später beobachteten Fällen aufzudecken.

Chiarello, C. Knight, R. und M. Mandal, 1982, Aphasia in a prelingually deaf woman. Brain, 105, 29-52.

Weltner, P. 1999, Elektrische Oberarmprothese mit Fußsteuerung. Ergotherapie & Rehabilitation, 1/99, S18-22.

 

c. Methoden - Beschreibungen.

Solche Arbeiten beschreiben unübliche, neu entwickelte oder verbesserte Methoden zur Durchführung wissenschaftlicher Untersuchungen. Sie sollen so beschrieben werden, dass sie vom Leser vollständig verstanden werden können und selbst durchführbar sind. Oft werden auch spezielle Methoden, die bei einer ganzen Serien von Untersuchungen genutzt werden, einzeln veröffentlicht. Viele dieser Arbeiten beziehen sich auf technische oder statistische Vorgehensweisen oder Algorithmen.

Mulligan, S. 1998, Application of structural equation modelling in occupational therapy research. American Journal of Occupational Therapy 52(10) S.829-834.

 

d. Theoretische Arbeiten

Theoretische Arbeiten versuchen wichtige Fragen aufzuwerfen oder mögliche Antworten auf bestehende Fragen zu formulieren, ohne selbst empirische Daten zu erheben. Theoretische Arbeiten versuchen dies meist über Modelle (der Wirklichkeit) die auf Grund bereits vorhandener empirischer Daten und bekannter Wirkungszusammenhänge aufgestellt werden können. Im Idealfall erlauben diese Modelle Voraussagen zu Antworten auf neue Fragen, die empirisch überprüft werden können.

 

Levine,R. E. und L. N. Gitlin, 1993, A model to promote activity competence in Elders. American Journal of Occupational Therapy 47 S. 147-153.

 

e. Literatur Reviews

Literatur Reviews sollen die zu einem bestimmten Thema bekannte Literatur aufzeigen und bewerten. Diese Arbeiten müssen dazu auch die zugrundeliegenden Forschungskonzepte benennen und kontroverse Ergebnisse darstellen.

Merzenich, M. M. und K. Sameshita, 1993, Cortical plasticity and memory. Current opinion in Neurobiology 3(2), S. 187-196.

 

f. Lehrbücher

Lehrbücher versuchen einen systematischen Überblick nicht nur über ein bestimmtes Thema sondern über ein größeres Wissensgebiet zu geben. Sie verzichten, um übersichtlich zu bleiben, dabei oft auf eine detaillierte Angabe von Literaturstellen zu einzelnen Aussagen, die sie machen. Stattdessen wird allgemein weiterführende Literatur angegeben. Lehrbücher richten sich an Leser, die sich in dem beschriebenen Wissensgebiet erst orientieren müssen. Je nach Umfang des abgedeckten Wissensgebietes kann es passieren, daß kontroverse Sichtweisen zugunsten eines besseren Übersichtsverständnisses nicht oder nur am Rande dargestellt werden.

Goldenberg, G. 1997, Neuropsychologie: Grundlagen, Klinik, Rehabilitation. Fischer Verlag, Stuttgart

Freivogel, S. 1997, Motorische Rehabilitation nach Schädelhirntrauma. Pflaum, München.

 

Die ersten drei Typen (Empirische Arbeiten, Fallanalysen, Theoretische Arbeiten) haben jeweils eine weitgehend einheitliche Struktur entwickelt, wobei die Gliederung empirischer Arbeiten in den Naturwissenschaften und der Medizin, am strengsten festgelegt ist. Lehrbücher, Literatur Reviews und theoretische Arbeiten haben einen weniger festgelegten Aufbau, der eher an der Struktur der Fragestellung und des beschriebenen Wissensgebietes orientiert ist, und daher von Fall zu Fall variiert.

 

Bei empirischen Arbeiten (wie der von Case-Smith und anderen [hier link zum Abstract]), Fallberichten und auch Methodenbeschreibungen werden die folgenden Gliederungspunkte unterschieden: Einleitung, Methoden, Ergebnisse und Diskussion. Diese Struktur wird manchmal auch EMED - Struktur genannt.

Die Einleitung will an das behandelte Problem heranführen, soll eine Begründung liefern für die Untersuchung. Hier muß die in der Untersuchung gestellte Frage und eventuell eine zu überprüfende Hypothese genannt werden. Die Einleitung soll soweit möglich die relevante Literatur aufzeigen, die bei Beginn der Untersuchung bekannt war, und den Stand der Forschung bzw. des Wissens kurz diskutieren.

Das Kapitel Methoden soll alle genutzten Materialien, Vorgehensweisen und Methoden vollständig beschreiben, in der Weise, dass sie auch für Unbeteiligte nachvollziehbar sind.

Im nächsten Kapitel schließt sich die Darstellung der Ergebnisse an. Hier ist darauf zu achten, dass sie zunächst ohne Wertung und vollständig beschrieben werden. In der Diskussion werden die eigenen Ergebnisse zunächst zu der eigenen Fragestellung in Beziehung gebracht und untersucht ob eventuell aufgestellte Hypothesen angenommen oder abgelehnt werden müssen. Schließlich werden sie mit den Ergebnissen anderer Arbeiten und der bereits vorhandenen Literatur verglichen.

 

Methodenbeschreibungen folgen ebenfalls dieser Struktur. Insbesondere sollte der Ergebnisteil exemplarisch die Möglichkeiten oder den Erfolg der beschriebenen Methode nachweisen, zumindest aber aufzeigen.

 

 

[Begründen sie warum die oben angegebene Arbeit von Weltner aus Ergotherapie und Rehabilitation nicht als Methodenbeschreibung eingeordnet ist.]

 

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3. Literatursuche

 

3.1. Übersicht verschaffen !

 

Wer sich einen Überblick über ein neues Wissens- und Forschungsgebiet verschaffen will, kann dies auf verschiedene Weise tun. Ein erster Schritt auf diesem Weg besteht im Studium bereits vorhandener Literatur zum Thema. An erster Stelle stehen dabei Lehrbücher. Diese bieten eine Einführung in das Thema und die grundsätzlichen Fragestellungen. Es werden die bisher etablierte Terminologie (die in dem entsprechenden Wissensgebiet bereits etablierten Fachbegriffe) und die Forschungsmethoden beschrieben, sowie ein Überblick des nicht immer neuesten, aber weitgehend anerkannten Grundwissens gegeben. Oft wird hier auch weiterführende Literatur angegeben, die jedoch im besten Falle dem aktuellen Stand bei Drucklegung des Buches entspricht. Da schließlich Lehrbücher oft versuchen kontroverse Details der aktuellen Forschung zugunsten einer glatten Darstellung auszulassen, wird die Erarbeitung eines Wissensgebietes durch Lehrbücher schnell unbefriedigend. Es ist daher notwendig eigenständige Literatursuche zu betreiben.

Dies kann heißen, diejenigen Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften zu suchen, die sich mit dem interessierenden Gebiet befassen. Man könnte sich Literaturlisten von Kollegen verschaffen, die sich bereits mit dem Thema befasst haben. Unter Umständen gehört auch der Weg in die Buchhandlung zur Literatursuche mit der Frage "was es denn zu dem Thema an neuer Literatur gibt". Und nicht zuletzt hat sich in den letzten Jahren der Weg ins Internet, gerade für die (systematische) Literatursuche geöffnet. Im Folgenden sollen diese verschiedenen klassischen und modernen Methoden der Literatursuche genauer erläutert werden.

 

3.2 Der Weg der Literatursuche: vor und zurück oder rückwärts und vorwärts

 

Rückwärtssuche

 

Zur gezielten Literatursuche gilt es zunächst einen geeigneten Punkt zu finden, von dem die Suche ausgehen kann. Dies kann über die oben bereits genannten Lehrbücher geschehen, die in kleinem Umfang relevante Sekundärliteratur und wichtige Einzelaufsätze auflisten. Über die Literaturangaben dieser Aufsätze und Bücher lassen sich dann weitere Arbeiten erschließen, die für das bearbeitete Thema relevant sind. Diese Vorgehensweise wird Rückwärtssuche genannt. Ihr Nachteil ist, dass die in Lehrbüchern zitierte Literatur nur wenig neuere Arbeiten einschließt und auf die beschriebene Weise nur Arbeiten gefunden werden, die vor der Drucklegung des Lehrbuches veröffentlicht wurden.

Ein zweiter Weg besteht darin, Literaturlisten oder Bibliographien von Lehrern, Kollegen, Schulen oder Instituten als Ausgangspunkte zu nehmen und entsprechend auch die in diesen Arbeiten zitierte Literatur auf relevante Veröffentlichungen hin zu überprüfen. Hierdurch gelangt man oft auf einfache Weise auch an neuere Arbeiten. Allerdings sind die Ergebnisse nicht unbedingt systematisch und vollständig, da von den speziellen Interessengebieten der Kollegen, Schulen, Institutionen abhängig. Außerdem ist die Überprüfung einer unkommentierten Literaturliste mühsam.

Eine systematische Hilfe bieten in diesem Zusammenhang die sogenannten Review Artikel. Sie zielen darauf ab den Stand der Forschung / des Wissens in einem eingegrenzten Teilgebiet zu referieren unter Angabe aller zugrundeliegenden Literatur. Von Bedeutung ist hierbei, dass oft (wenngleich nicht immer) auch kontroverse Vorstellungen und Konzepte nebeneinander dargestellt werden. Solche Reviews lassen sich somit sehr gut zu systematischer Literatursuche nutzen, vor allem da sie meist auch aktuellere Arbeiten zitieren als Lehrbücher. Auch wenn die Reviews nur einen Teil des interessierenden Gebietes erfassen, so bieten sie doch die Möglichkeit relevante Literatur zu extrahieren, die sich thematisch durch Rückwärtssuche weiterverfolgen lässt.

Hat man als Anfangspunkt zur Literatursuche nur ältere Arbeiten, oder ist man auf die neuesten Arbeiten in einem sich schnell entwickelnden Arbeitsgebiet angewiesen, so ist die Rückwärtssuche über die Literaturangaben in relevanten Arbeiten allein nicht ausreichend.

 

 

Stichwortsuche

 

Die einfachste aber unübersichtlichste Methode wäre in diesem Falle eine Datenbankrecherche über die Stichwort-Suche in einer oder mehreren Literaturdatenbanken. Unübersichtlich deshalb, weil dies leicht zu einer außerordentlich hohen Zahl von Veröffentlichungen führt, die sich nur zum kleinen Teil als relevant erweisen. Wie diese Suche dennoch erfolgreich gestaltet werden kann, wird in den nächsten Kapiteln Datenbankrecherche, Suchfunktionen und Internet-Suchmaschinen beschrieben.

Eine weitere mögliche Strategie besteht darin, über eine Rückwärtssuche oder Datenbankrecherche Autoren und Zeitschriften zu identifizieren, die sich bereits seit längerem mit dem Thema befassen. Von diesen wird dann im zweiten Schritt geprüft, ob sie in neuerer Zeit Artikel zum interessierenden Thema veröffentlicht haben. Erleichtert wird diese Suche durch die sogenannten Current Contents (soviel wie Aktueller Inhalt) des ISI (Institute for Scientific Information). Das sind Sammlungen der Inhaltsangaben von relevanten Zeitschriften aus bestimmten Fachbereichen (Social Sciences, Natural Sciences, ...) die in Abständen von 1-2 Wochen erscheinen

 

 

Vorwärtssuche

 

Das regelmäßige Durchsehen der Inhaltsverzeichnisse aller relevanten Zeitschriften kann zu einer außerordentlich aufwendigen, trotzdem aber ungezielten Arbeit werden. Einfacher wäre es zunächst wie bei der Rückwärtssuche, relevante Arbeiten zu identifizieren, um dann zu verfolgen welche Autoren und Arbeiten auf die erste (ältere) Arbeit Bezug nehmen. Diese Vorgehensweise würde man Vorwärtssuche nennen. Leider ist sie nur mit den von den Arbeiten zur Verfügung gestellten Literaturlisten nicht zu bewerkstelligen. Es existieren allerdings für einen Teil wissenschaftlicher Zeitschriften bzw. Fachbereiche Indexlisten, die für jedes laufende Jahr angeben, welche alten Arbeiten der vergangenen Jahre von Autoren des laufenden Jahres zitiert werden. Diese Listen werden Science Citation Index genannt und vierteljährlich aktualisiert. Durch eine solche Vorwärtssuche lassen sich auch Autoren identifizieren, die sich bisher nicht mit der Thematik befasst haben.

 

3.3 Randbereiche: altes und andere Fachbereiche

 

Die Literatursuche sollte jedoch nicht unbedingt zeitlich nur auf die letzten Jahre beschränkt werden, denn in alten Arbeiten, die aus den Anfängen des eigenen Wissensgebietes stammen, finden sich oft erstaunliche Informationen. Diese wurden manchmal nicht weiterverfolgt oder erhalten durch den heutigen Kenntnisstand eine neue Bedeutung. Es ist hier jedoch wichtig diese Arbeiten richtig zu lesen. Oftmals werden andere Begriffe verwendet, die nur aus der Zeit heraus zu verstehen sind und heute anders genannt oder verstanden würden. (z.B. Balint, R. 1909, Seelenlähmung des Schauens, optische Ataxie, räumliche Störung der Aufmerksamkeit. Monatszeitschrift für Psychiatrie und Neurologie 25: S. 51-81)

Eine besondere Belastung für die Literatursuche im ergotherapeutischen Bereich besteht darin, dass viele Fragestellungen die traditionellen Bereiche sozialwissenschaftlicher, medizinischer, biologischer und psychologischer Literatur überschreiten. Leider werden die verschiedenen Bereiche noch immer weitgehend getrennt voneinander erfasst und weisen unterschiedliche Terminologien auf. Es ist daher notwendig, sehr verschiedene Literaturquellen, Datenbanken und Bibliotheken zu untersuchen.

 

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4. Datenbankrecherche

 

Wie vorhin bereits erwähnt, kann die Recherche in einer Datenbank eine recht effektive Suche sein, aber auch zu unübersichtlich vielen Ergebnissen führen. Ich will deshalb hier die Datenbankrecherche als Methode der Literatursuche gesondert besprechen. Literaturdatenbanken werden mittlerweile zumeist in elektronischer Form angeboten. In ihnen sind die Titel von Zeitschriftenaufsätzen und Büchern zu speziellen Themengebieten katalogisiert und mit Schlag- oder Stichworten versehen, welche die Zuordnung der Artikel erleichtern sollen. Gute Datenbanken halten auch die Inhaltsangaben der Arbeiten bereit. Ein Beispiel ist medline, die medizinische Literaturdatenbank des amerikanischen NIH (National Institute of Health). Sie ist über das Internet zugänglich (http://www.ncbi.nlm.nih.gov) und versucht alle international relevanten medizinischen Veröffentlichungen zu erfassen. Die Artikel werden mit den bibliografischen Angaben sowie den Abstracts in die Datenbank aufgenommen. Zusätzlich werden die Artikel an Hand eines speziellen Thesaurus, (Wörterbuches) dem MeSH (Medical Subject Haedings) klassifiziert (Siehe auch Kapitel Medline suchfunktionen).

 

Weitere etablierte Datenbanken für den medizinischen Bereich sind INDEX MEDICUS, Current Contents in elektronischer Form, sowie für den psychologischen Bereich PSYNDEX und Psitkom. Für den sozialwissenschaftlichen Bereich Current Contents (social sciences). Auch die von diesen Datenbanken indizierte Literatur ist meist ebenfalls sorgfältig mit Stichworten versehen, die in der Regel nach einem datenbankspezifischen System vergeben wird, und das sich von der Datenbank leicht beschaffen lässt. Zusätzlich sind in der Regel die Inhaltsangaben (Abstracts) der Aufsätze zugänglich, so dass man die Relevanz der Aufsätze relativ gut beurteilen kann. Auch diese Abstracts lassen sich nach relevanten Stichwörtern durchsuchen.

 

Neben diesen spezialisierten Datenbanken haben alle wissenschaftlichen Bibliotheken (meist die Universitätsbibliotheken) in Deutschland etwa seit den 70er Jahren ihre Bestände für die elektronische Datenverarbeitung erfasst. Sie werden durch die OPACs (Online public access catalog) Öffentlich zugänglich gemacht. Auf die OPACs kann über das Internet z. B. über die Linkliste von JEFL oder durch Terminals in den Lesesälen der Bibliotheken zugegriffen werden. Für die Suche stehen in diesen Katalogen außer den Titeln der Bücher noch sogenannte Schlagwortregister zur Verfügung. Schlagworte werden von den einzelnen Bibliotheken bei der Beschaffung vergeben, um die Standorte der Bücher zu definieren. Inhaltsangaben sind in der Regel nicht zugänglich. Die OPACs erfassen meist nur die Titel von Büchern, Zeitschriften und einzeln gebundenen Referaten. Aufsätze in Zeitschriften, Monographien und Aufsätze aus Tagungsberichten, die oft in Buchform zusammengefasst sind, werden nicht einzeln erfasst. Stattdessen ist nur die Zeitschrift oder Monographie als solche katalogisiert.

 

4.1 Suchfunktionen ?

 

Sowohl die OPACs als auch die anderen Datenbanken lassen sich mit Hilfe von Suchfunktionen nach bestimmten Autoren, Themen oder Stichworten durchsuchen. Meist bietet die Suchfunktion zuerst ein einfaches Eingabefeld an, das noch entsprechend der zu suchenden Kategorie (wie Autor, Titel, Stichwort, Zeitschriftentitel etc.) modifiziert werden kann. Hier kann man den interessierenden Begriff eingeben und eine Suche starten. Leider kommt man bei dieser Suche nicht sofort zu den erhofften Ergebnissen. Oft findet man entweder gar kein Ergebnis, die falschen oder eine überwältigende Anzahl, wenn die Datenbank sehr groß und umfangreich ist, oder viele Fachgebiete abdeckt.

 

4.2 Wichtig !

Um zum angestrebten Ziel zu kommen, sollte man daher einige Punkte beachten, die mit der Programmierung und den Eigenschaften der zugrunde liegenden Datenbank zu tun haben. Die wichtigsten Punkte werden im Folgenden aufgezeigt. Die beschriebenen Punkte sind an den OPACS der deutschen Bibliothekskataloge ausgerichtet, sind jedoch (mit Ausnahme von Punkt 2 und 3) allgemeingültig.

 

1. Beginn der Katalogisierung (ab 1977 z. B. Ist die gesuchte Literatur älter, muss man eine andere Datenbank oder Bibliothek benutzen.

 

2. Bei der Stichwortsuche in Titeln und Abstracts werden oft nur die "charakterisierenden" Worte genutzt, die sogenannten Stopworte wie [und] [oder] [die] [der] usw. bleiben unberücksichtigt. Die Liste der Stopworte ist meist auch in der Anleitung für die Datenbank zugänglich. Wird ein kompletter Titel unter Berücksichtigung auch der Stopworte gesucht, so muss dies extra angegeben werden [Option- "Genaue Titelanfänge" in der OPAC Suchfunktion].

 

3. Angabe des Autorennamen, zuerst immer der Nachname dann der Vorname der eventuell abgekürzt oder weggelassen werden kann. (z. B. [Adorno, Theodor] [Mosey, A] [Piaget])

 

4. Werden mehrere Wörter z. B. <erste> <Hilfe> in der Stichwortsuche angegeben, so werden sie meist mit der booleschen Funktion <ODER> verknüpft, so dass alle Titel angegeben werden die <erste> im Titel haben und alle die <Hilfe> aufweisen. Wörter sind dabei alle von Leerzeichen umschlossenen Buchstabenketten. In diesem Falle könnten Titel wie : <Erste Schritte zum Jagdhorn blasen>. <Hilfe, wir bekommen ein Kind> erscheinen. Erst wenn die Worte mit <UND> verknüpft werden erhält man sinnvolle Ergebnisse.

 

5. Die genaue Schreibweise ist von Bedeutung. Es wird bei der Suche exakt die angegebene Schreibweise gesucht. Tippfehler können sich sehr negativ auswirken. Besondere Probleme ergeben sich bei Worten, deren Schreibweise unklar ist, die z. B. deutsche Umlaute oder andere Sonderzeichen enthalten. Sonderzeichen sollten daher auch in deutschen OPACS weggelassen werden und ae statt Ä, oe statt Ö usw. benutzt werden. In einigen Fällen muss man zusätzlich a statt ä oder o statt ö benutzen, insbesondere gilt dies bei der Autorensuche.

 

6. Allerdings: Groß- und Kleinbuchstaben werden nicht unterschieden

 

7. Suchfunktionen lassen manchmal die Möglichkeit zu, Platzhalter oder Jokerzeichen in einzelne Worte einzufügen. Diese Platzhalter stehen dann für beliebige Buchstaben oder Buchstabenfolgen. Gebräuchlich ist es <*> zu benutzen. ZB. Als Suchwort <ergotherap*> eingeben. Jetzt würden alle Titel aufgeführt werden die ergotherapie, ergotherapeut, ergotherapeutin, ergotherapeutisch enthalten. Nicht alle Suchfunktionen erlauben allerdings eine solche Suche und es ist nicht immer <*> der Platzhalter auch <?> oder <%> sind verbreitet. Bei einigen Internet-Suchmaschinen ist es sogar üblich ohne expliziten Platzhalter zu suchen, dort reicht es einen Teil des gesuchten Wortes anzugeben, ohne Endungen z. B. <ergotherap>.

 

8. Leider sind die Suchfunktionen und Datenbankeigenschaften zwischen den verschiedenen OPACS deutscher Bibliotheken nicht einheitlich, sondern unterscheiden sich oftmals erheblich. Auch fehlerhafte, unvollständige oder doppelte Einträge sind nicht ungewöhnlich. Insbesondere unter welchen Stich- und Schlagworten einzelne Titel zu finden sind, ist nicht immer sofort ersichtlich oder einheitlich. Daher hilft oftmals bei den OPACS nur, die einzelnen Möglichkeiten durchzuprobieren. Eine weitere Hilfe sind hierbei überregionale Suchsysteme (die über das Internet zugänglich sind) wie die des "SUBITO" Dokumenten – Lieferservice oder der sogenannten Bibliotheksverbünde (GBV usw.). Bei ihnen wird versucht, über eine einheitliche Suchmaske die Kataloge einer größeren Zahl von Bibliotheken abzudecken.

 

Neben diesen öffentlichen Einrichtungen haben mittlerweile auch einige Verlage bzw. ganze Verlagsgruppen die Artikel der von ihnen herausgegebenen Zeitschriften in Internet - Datenbanken katalogisiert, und über Suchfunktionen teilweise zugänglich gemacht. Eine Liste wichtiger Verlage befindet sich im Anhang [science.springer.de] [www.elsevier.com] [www.slack.com]. Da oft auch Abstracts vorhanden sind, ist dies eine gute Möglichkeit der Literaturrecherche. Ähnliches gilt auch für die Zeitschriften vieler Berufsverbände, die jedoch meist einzeln durchsucht werden müssen. Hat man Interesse an den Zeitschriften verschiedener Verbände oder Berufsgruppen, so ist es hilfreich, wenn die jeweilige Zeitschrift einen E-Mail Benachrichtigungsservice hat, der bei neu erscheinenden Artikeln angemeldeten Nutzern eine Mitteilung über diese Artikel zusendet. So braucht man nicht stets die Zeitschrift aufzusuchen, sondern nur wenn ein neuer Artikel erscheint. Größere Verlage ermöglichen manchmal auch eine selektive Benachrichtigung, wenn Artikel sich mit bestimmten Themen befassen.

 

 

4.3 medline Suchfunktionen

 

 

Die am weitesten fortgeschrittenen Suchfunktionen hat die medizinische Datenbank medline. Medline ist eine riesige Datenbank, die von vielen Fachleuten und Laien genutzt wird. Sie enthält nicht nur Titel, wie die deutschen opacs, sondern auch die Zusammenfassungen der über 10 Millionen Artikel (abstracts), die darüber hinaus täglich erweitert werden. Es ist klar, dass diese Datenbank nicht erst bei einer Anfrage komplett nach einem Begriff durchsucht werden kann. Es wurden daher mehrere Instrumente geschaffen, welche die Suche erleichtern und beschleunigen. Der wichtigste Schritt besteht in der Indizierung über die sogenannten MeSH (medical subject haedings), eine außerordentlich umfangreiche Liste spezieller medizinischer Begriffe. Den Artikeln werden Begriffe aus dieser Liste bei der Eingabe redaktionell zugeordnet. Hierbei unterscheidet man Kategorien und Unterkategorien. Leider ergeben sich in der Praxis manchmal Fehlklassifizierungen, insbesondere bei den Unterkategorien, (über 10 Millionen Artikel zu klassifizieren erfordert einen enormen Aufwand, der niemals fehlerfrei sein kann). Dies muß u.U. berücksichtigt werden, wenn man die Unterkategorien bei einer Suche nutzen will.

Außer den bibliografischen Daten und MeSH Begriffen werden jedem Artikel noch zahlreiche weitere Eigenschaften (Kategorien) zugeordnet. Dies sind z. B. die "Sprache", oder die "Art des Artikels" (Review, klinische Studie oder Editorial). Entsprechend differenziert läßt sich in medline eine Literatursuche gestalten. Insgesamt stehen etwa 20 verschiedene bibliografische und inhaltliche Suchfelder zur Verfügung. Wie bereits oben angedeutet, lassen sich für die Suche die Klassifizierungen der Artikel entsprechend der MeSH (medical subject haedings), als auch die Stichwortsuche in Titeln und Abstracts auf vielfältige Weise verbinden. So lassen sich komplexe Suchstrategien entwickeln, die es erlauben, aus der unübersichtlichen Menge von Daten, die relevanten herauszufiltern. Die wichtigsten inhaltlichen Suchfelder sind Titel , Abstracts und die MeSH indices

 

 

Einfache Suche über die AUTOMATISCHE BEGRIFFSZUORDNUNG

 

Um in medline Artikel zu einem Suchbegriff zu finden, kann man im einfachsten Fall diesen Begriff eingeben, und der Datenbank alles weitere überlassen.

Abbildung 1. Die Eingabemaske von Medline für einfache Suchanfragen.

 

Medline führt dann eine automatische Begriffszuordnung durch.

1. MeSH zuordnung möglich?

Ja, --> Suche nur nach Arbeiten denen der entsprechende Begriff zugeordnet wurde.

Nein, --> siehe Punkt 2.

 

2. Lässt sich der eingegebene Begriff als medizinische Phrase auffassen, oder einer speziellen Phrase aus der "Liste medizinischer Phrasen" zuordnen?

Ja, --> Suche nur nach Artikeln, in denen eine solche Phrase vorkommt. (Die Artikel in denen die Phrase vorkommt sind bereits ermittelt und müssen nicht mehr gesucht werden.).

Nein --> siehe Punkt 3.

 

3. Vollständige Wortsuche im Titel, Abstract und den zugeordneten MeSH Begriffen. Es werden auch hier wie bei den Opacs nur primär informationstragende Worte genutzt, die sog. Stoppworte werden ignoriert.

 

Werden bei dieser Vorgehensweise mehrere Suchbegriffe eingegeben, so werden sie von Medline mit einem logischen "und" verbunden, wodurch die Suche genauer gestaltet werden kann.

 

Als Ergebnis erhält man eine Liste mit den Autoren, Titeln, bibliografischen Angaben und einem Link zum vollständigen Abstract. Die Arbeiten werden entsprechend des Erscheinungsdatums mit den neuesten Arbeiten zuerst aufgelistet.

 

Abbildung 2. Ergebnisliste für die in Abbildung 1 angegebene Suchanfrage.

 

Es wurden insgesamt 480 Veröffentlichungen gefunden, von denen die ersten 3 hier gezeigt sind. Das Ergebnis ist noch immer sehr heterogen. Oftmals kommt es auch bei den Zuordnungen aus dem MeSH zu nichtgewollten Begriffskombinationen. So wurde bei der oben beschriebenen Suche mit automatischer Begriffszuordnung neben "assessment" auch die Phrase "nutritional assessment" benutzt (siehe auch nächstes Kapitel), was in unserem Zusammenhang sicher nicht gefragt war.

 

Explizite Suchstrategien

Eine Alternative für die gezieltere Suche besteht darin, eine eigene Suchstrategie zu entwerfen. Darüber lassen sich die jeweils gesuchten Begriffe, die Art und der Ort der Suche jeweils selbst spezifizieren, und kombinieren. Medline bietet hierzu im Kopf der Ergebnisliste die Option "Details" an, mit der Suchstrategien erstellt und getestet werden können.

 

Suchstrategien bestehen aus einzelnen miteinander verknüpften Elementen. die jeweils einen Suchbegriff oder eine Phrase einem Suchfeld zuordnen. Suchfelder sind durch eckige Klammern gekennzeichnet, Phrasen durch Anführungszeichen. Einzelne Begriffe werden ohne besondere Kennzeichnung vor die von eckigen Klammern umgebenen Suchfelder gesetzt

 

 Suchbegriff [suchfeld] für die Begriffssuche oder

"suchbegriff"[suchfeld] für die Phrasensuche

 

Die wichtigsten, der insgesamt ca. 20 Suchfelder sind [title] [textword] [MeSHterms] [Authour] [Journal]. Diese Elemente aus Suchbegriff und Suchfeld können jeweils durch und ="AND", oder ="OR" bzw. nicht ="NOT" verknüpft werden. Um die Bewertungsreihenfolge dieser boolschen Ausdrücke festzulegen können Klammern benutzt werden.

 

Als Beispiel soll hier die Suchanfrage dienen, die die automatische Begriffszuordnung aus [occupational therapy assessment] generiert hat. Diese wird nach anklicken von "details" sichtbar

 

Abbildung 3. Eingabemaske von medline für explizite Suchstrategien.

 

Einige der MeSH Terms sind für die Suche von besonderer Bedeutung, da sie für alle Zitate von Medline definiert sein müssen.

Dies sind ANIMALS/ HUMAN (Species).

hasabstract - besitzt der Artikel ein Inhaltsverzeichnis.

Geschlecht (male/female)

Alter (child, adult,old)

 

Zur Eingrenzung einer Suche können weiter folgende Suchfelder dienen

"Language" - Sprache

"Publication date" - Erscheinungsdatum

"Publication type" Art der Studie

 

Will man seine Suche dagegen erweitern, so bietet Medline Links zu sogenannten "related Articles" an. Das sind Arbeiten die eine thematische Nähe zu den bei der Suche gefundenen Artikeln aufweisen. Diese Nähe ist allerdings eine "rechnerische Nähe", die über die sich aus der Übereinstimmung der bedeutungstragenden Worte [textword] und [Mesh] Feldern ergibt. Insbesondere wird hierbei die Übereinstimmung bei seltenen Worten höher bewertet als bei häufigen Worten. Geht man dem Link "related Articles" nach erhält man eine Liste, welche die thematisch nächstgelegenen Artikel zuerst und die weiter entfernten unten in einer Liste angibt.

 

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5. Internet Suchdienste

 

Das Internet, ursprünglich vor allem zum Informations- und Nachrichtenaustausch zunächst für militärische und dann wissenschaftliche Zwecke entwickelt, stellt mittlerweile eine weitere wichtige Möglichkeit dar, sich bequem Informationen zu beschaffen. Die größte Bedeutung hat es für die Literatursuche dadurch erlangt, dass mittlerweile alle wichtigen Bibliotheken und Datenbanken über das Internet direkt (wenn auch bei den Datenbanken nicht immer kostenlos) zugänglich sind. Neben diesen Zugängen sind auch die zahlreichen im Internet veröffentlichten "Homepages" als Informationsquelle nutzbar. Sie haben jedoch den Nachteil, dass es für das dort veröffentlichte keine Kontrolle gibt. Jeder kann im Prinzip das ins Netz stellen, was er will, unabhängig davon ob es richtig, falsch gut oder schlecht, irreführend oder informativ, trivial oder revolutionär ist. Es gibt für diese Inhalte bisher keine echte Bewertung geschweige denn Kontrolle. Zwar haben sich zahlreiche sogenannte Suchdienste etabliert, die Homepages durchsuchen und bewerten, die Bewertung wird in der Regel jedoch nicht auf Grund von Qualitätskriterien vorgenommen, sondern auf grund von Worthäufigkeiten, oder der Anzahl Links die auf die entsprechende Seite verweisen. Im ungünstigsten Fall sind die Kriterien weder offengelegt noch intuitiv nachvollziehbar.

Die einfachen Suchdienste betreiben die Suche vollautomatisch mit Hilfe sogenannter "Spider" oder "Search robots". Dies sind automatische Suchprogramme die die Seiten im Internet systematisch nach der Häufigkeit bestimmter Wörter und der Anzahl der "Links" von und zur Seite beurteilen.

Kataloge sind Verzeichnisse, die redaktionell bewertet und manuell zusammengestellt werden. Sie weisen daher einen gewissen Grad an inhaltlicher Qualität auf, der jedoch oft vom Redakteur (und dessen speziellen Interessen) abhängt. Kataloge haben oft auch eine nach Themen geordnete (hierarchische) Struktur, die es ermöglicht von allgemeinen Themenbereichen zu speziellen Inhalten vorzudringen.

Die sogenannten Metasuchmaschinen bieten die Möglichkeit mit einer einzigen Suchanfrage sehr viele Suchdienste gleichzeitig zu befragen, und so eine größere Übersicht zu erhalten. Man braucht sich nicht die verschiedenen speziellen Anfrage-Details der einzelnen Suchdienste zu merken, sondern benutzt eine einheitliche Suchmaske. Allerdings stehen dann auch meist die speziellen Möglichkeiten der Dienste nicht zur Verfügung. So ist es nicht möglich eine Metasuche mit Hilfe kompletter eventuell geklammerter boolscher Ausdrücke durchzuführen. MetaGer lässt immerhin noch eine selbstdefinierte Ausschlussliste zu. Will man die speziellen Möglichkeiten nutzen, so muss man sich meist mit den Anleitungen der unterschiedlichen Systeme einzeln befassen.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über verschiedene Suchdienste und ihre Möglichkeiten. Einige Suchdienste unterscheiden zwischen einfacher Suche und fortgeschrittener Suche (advanced search). Diese haben oft unterschiedliche Operatoren zur Verknüpfung von Suchbegriffen. Die einfache Suche akzeptiert meist + für das und Kriterium und - für das nicht Ausschlusskriterium. Ein fehlendes Kriterium wird als oder Kriterium interpretiert.

 



Internet Suchdienst

Alta Vista

Fireball

Lycos

Web.de

Yahoo

MetaGer

Typ

Volltext

Volltext

Volltext

Katalog

Katalog

Meta

Umfang1

24/150 Mio

8,5 Mio

-/50 Mio

224000

95000/-

20

Link qualität3

+

o

+/o

o

+/o

nn

URL4

www.altavista.de / .com

www.fireball.de

www.lycos
.de / .com

www.web.de

www.yahoo.de / .com

www.metager.de

Operatoren zur Verknüpfung von Such- begriffen

 

 

 

 

 

 

und

A and B

A AND B

A and B

+A+B

A+B

per Auswahl

oder

A or B

A OR B

A or B

A B

A B

per Auswahl

nicht

not B

AND NOT B

NOT B

-B

-B

! (Wortliste)

in der Nähe

A NEAR B

A NEAR B

-/A NEAR B

-

-

-

Platzhalter

* am Ende

* überall

* am Ende

*am Ende

*am Ende

* amEnde

Klammern

ja

ja

 

 

Nein2

nein

Phrasensuche

"..."

"..."

"..."

"..."

"..."

"..."

 

 

 

 

 

 

 

Feldsuche zB. u:urlstring

10 mögliche Felder

11 mögliche Felder

3 Felder Titel, URL, Domaine

per Auswahl

2 Felder Titel, URL

-

 

 

 

 

 

 

 

1. Angegeben ist die Anzahl der Einträge (Web Seiten). Falls ein deutscher und ein internationaler Ableger der Suchmaschine existiert, ist vor dem / der Wert für die deutsche Suchmaschine angegeben. Bei MetaGer ist die Zahl der abgefragten Suchdienste angegeben.

2. Boolsche Ausdrücke werden in der Reihenfolge von links nach rechts bewertet. Die Präferenz­reihenfolge ist: +, -, t:, u:, "" and als letztes *.

3. Bewertung aus [1] c't Heft 23, November 1999, S. 168-171, für deutsche Websites: + = gut, o = zufriedenstellend

4. Einige internationale Suchmaschinen (.com) haben deutsche Ableger (.de), hier sind die Angaben für .de und .com durch / getrennt, falls sie unterschiedlich sind

 

Außer den in der Tabelle angegebenen Suchmaschinen gibt es noch ca. 38 weitere große Suchdienste, und über tausend Spezialsuchdienste. Hyperlinks dazu findet man u.A. bei MetaGer und in [1].

 

Auf Grund der oben beschriebenen Einschränkungen eignen sich die Suchdienste allerdings eher um allgemeine Informationen zu finden, Ansprechpartner in Institutionen, Selbstdarstellungen von z.B. ergotherapeutischer Fachabteilungen, Schulen oder Verbände. Wissenschaftlich oder fachlich fundierte Veröffentlichungen sind über die Internetsuchdienste eher schwer zu finden. Dies gilt insbesondere da die meisten Internetseiten keiner fachlichen Begutachtung unterzogen werden (können) wie dies bei wissenschaftlichen Zeitschriften der Fall ist. Die folgende Abbildung zeigt die Ergebnisse einer Suche von [occupational therapy assessment] bei Altavista. Es sind durchaus interessante Ergebnisse zu finden, jedoch haben sie nicht immer einen klaren und offensichtlichen Bezug zum Suchbegriff. (Ein Buch über ergotherapeutische Dokumentation, eine Quelle die tatsächlich Assessments für Ergotherapie beschreibt und einen persönliche Homepage einer schwedischen Professorin. Am Neunten Platz die Page einer Londoner ergotherapeutischen Praxis.)

   


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6. Literaturbeschaffung

 

Bei der Literatursuche wird man meist maximal den Titel und die Inhaltsangabe eines Artikels oder Buches erfahren. Beides ist wichtig für die Bewertung der Literaturstelle ob diese z.B. für die beabsichtigte Untersuchung von Bedeutung sein kann oder nicht. Abstracts liefern darüber hinaus bereits die wichtigsten Informationen. Trotzdem bleiben die von Suchmaschinen, Daten­banken und Bibliotheken gelieferten Informationen nur eine Auswahlhilfe mit der die relevante Literatur bestimmt wird, um sie zu Beschaffen und zu lesen.. Leider geschieht die (preiswerte) Beschaffung der Literatur oft auf andere Weise und über andere Kanäle als die Suche.

Am einfachsten ist dies bei Internet Suchdiensten. Da diese nur zugängliche Internetseiten indizieren, kann man durch einen einfachen Link in den Ergebnislisten der Suche zur entsprechenden Lektüre gelangen. Viele Datenbanken bieten einen elektronischen Bestellservice an, der die gefundene Literatur per e-mail zusendet. Hier ist für den deutschsprachigen Raum vor allem das System SUBITO www.subito-doc.de zu nennen, in dem sich alle (größeren) deutschen Universitätsbibliotheken zusammengeschlossen haben. SUBITO liefert Artikel soweit sie in Deutschland verfügbar sind für je 8,- DM als eingescannte Datei per e-mail innerhalb von 1-2 Tagen (in den 8 DM sind 2 DM Autorenabgabe enthalten). Wer die richtige Lieferbibliothek kennt kann abends bestellen und hat um 10 Uhr des nächsten Tages seine Arbeit.

Preiswerter ist es natürlich wenn eine öffentliche oder Universitätsbibliothek in der Umgebung die Zeitschriften frei zugänglich hat. Man kann in diesem Fall die Artikel einsehen und meist auch selbst Kopieren ohne einen Ausweis der Bibliothek zu besitzen. Selbst bei kleinen Bibliotheken einzelner Institute ist kurzfristige Ausleihe zum kopieren auch ohne Formalitäten möglich wenn der Bibliothekar direkt angesprochen wird.

Wer als Student Zugang zur Fernleihe einer Bibliothek hat, kann natürlich die Literatur auch per Leihschein bestellen. Die Kosten liegen dann pro Artikel zwischen 0,00 und 2,50 je nach Bibliothek. Die Lieferzeiten sind bei etwa 1-3 Wochen. Bücher können auf die gleiche Weise kostenfrei ausgeliehen werden. Allerdings sind auch hier die Lieferzeiten u.U. recht lang. Im ungünstigsten Fall bis zu 3 Monaten, wenn das Buch bereits ausgeliehen ist, und der Bibliothekar keine Lust hat eine andere Lieferbibliothek zu finden. Eine Alternative bietet hier mittlerweile auch SUBITO, das in (noch) beschränktem Umfang auch Bücher per Post leihweise zustellt. Die Kosten entsprechen etwa denen für die Zustellung eines kopierten Artikels (ca. 8,- DM).

 

In den Fällen, in denen das Buch nicht in deutschen Bibliotheken vorhanden oder schwer zugänglich ist bietet sich auch der Kauf an. Hier haben sich verschiedene Online Bücherdienste etabliert. Amazon.com, Bücher.de, BOL.de. Diese liefern meist aus ihren eigenen Beständen per Nachname innerhalb weniger Tage. Spezielle Literatur kann oft über die örtliche Buchhandlung zuverlässiger bestellt werden, außerdem hat diese Art zu Bestellen logistische Vorteile. Wer ist schon zu Hause wenn gerade die Post-Päckchen ausgeliefert werden? Wer den roten Benach­richtigungs­schein abends im Briefkasten findet muss trotzdem zur Post. Da gehts lieber gleich Versandgebührenfrei zum Buchhändler um die Ecke.

 

Die Datenbanken oder Zeitschriftenverzeichnisse einiger Verlage bieten darüber hinaus auch die Möglichkeit die einzelnen vollständigen Artikel als PDF (Portable Document Format) Datei direkt im Internet gegen eine Gebühr oder beim Vorliegen eines Abonnements zu kopieren. Meist liegen die Preise jedoch über den für eine Bibliothekskopie. Von manchen Bibliotheken aus ist es auch möglich die Artikel, der von dieser Bibliothek abonnierten Zeitschriften auf die gleiche Weise im Internet beim Verlag zu kopieren. Ein Vorteil der direkten Kopie via PDF-Datei im Internet ist, dass der Ausdruck eine deutlich bessere Qualität hat als jede Photokopie und der Artikel unmittelbar zugänglich ist.

 

 

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7. Die Arbeit ist da! Was nun?

 

In der vorliegenden Arbeit wurden vor allem Literatursuche und Beschaffung diskutiert. Es wurden klassische Vorgehensweisen bei der Literatursuche geschildert, und moderne internetbasierte Technologien dargestellt. Auch wenn die Darstellung zunächst nur einen Überblick geben kann so hoffe ich, dass sie dennoch hilfreich ist die ersten Schritte zur Literatursuche erfolgreich durchführen zu können. Literaturarbeit endet natürlich nicht an diesem Punkt. Entscheidend ist jetzt die Arbeiten zu lesen, zu bewerten, und sie für die eigene Arbeit nutzbar zu machen. Diese Fragen berühren weit mehr als die Literatursuche zahlreiche Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens. In einem weiteren Artikel sollen daher diese Fragen aufgegriffen und ihre Bedeutung für ergotherapeutisches Arbeiten diskutiert werden.

 

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8. Anhang:

 

Schritte der Literatursuche:

1.Mündliche praktische Anleitung und Vermittlung

2.Lehrbücher

3.Buchhandlung

4.Literaturlisten / Bibliographien / Review- Artikel

5. Datenbanksuche

6.Stichwortsuche in allgemeinen, Universitäts- und Schulbibliotheken.

7.Autorensuche

Rückwärts- suche über die Literaturnachweise

     Vorwärtssuche über sog. Zitierungs nachweise Citation Index

8.Verfolgen / Abonnieren relevanter Zeitschriften

 

Leitfragen:

Wer hat zu diesem Thema bereits etwas veröffentlicht, das meine Fragen beantwortet.

Welche Autoren veröffentlichen regelmäßig etwas zu meinem Thema: Nach diesen lohnt es sich auch weiter zu suchen

Welche Zeitschriften veröffentlichen zu meinem Thema

Welche Zeitschriften veröffentlichen Reviews zum Fachgebiet

Wer zitiert relevante Literatur.

Welche Stichworte beschreiben mein Gebiet am besten.

 

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Literatur:

 

[1] Bager, J., Kossel, A. Preissuchen. WWW-Suchmaschinen, Kataloge und Metasucher im Vergleich. c't magazin für computer technik. 1999, 23: S. 162-171.

 

[2] National Center of Biomedical Information, (NCBI) 2000, PubMed Help, Pub Med Overview ca. 20 Seiten, URL: [ http:// www.ncbi.nlm.nih.gov/ entrez/ query/ static/ help/ pmhelp.html]

 

[3] National Library of Medicine, (NLM) 2000, Features of the MeSH Vocabulary.

 

[4] Nold, A. Wie und wo finde ich Fachinformationen für die Rehabilitation? Ergotherapie & Rehabilitation 1999 Band 1 S. 23-28

 

[5] Zimmer, D. E. Die Tücken des Opac. ZEITPunkte, 2000, 1: S. 80-83